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Diplom-Psychologe Laszlo A. Pota, Psychologischer Psychotherapeut

Sehnsucht – Sucht – Süchte – moderne Medien bis Cannabis: Segen oder Gift?

Oder Sucht nach Aufmerksamkeit, Anerkennung, Geltungssucht, Esssucht, Eifersucht, Machtsucht, Sexsucht, Spielsucht, Handy- u. Mediensucht, Kaufsucht, TV-Sucht, Musiksucht, die Sehnsucht nach Liebe, Alkoholsucht, Nikotinsucht, Tablettensucht, Drogensucht, Workaholic – etc… Süchte per open end, denn „...nur wer die Sehnsucht kennt, weiß was ich leide, allein und abgetrennt von aller Freude..." J. W. v. Goethe.

 

Erhebungsphase: Suchtrunde / Wer outet sich? Wer konsumiert mind. 3 x die Woche,

also regelmäßig:  Kaffee, Tee, Kakao, Cola, Fanta, Sprite, Fruchtsäfte, Wasser, Energiedrinks, Chips, Salzstangen, Nüsse, Würmer, Kekse, Schokolade, Torten, Eis, Eiscafé, Eisschokolade, Gesellschaftsspiele, Radio, TV, Stereoanlage, Pc, Laptop, Internet, Online spiele, Playstation, Chat, Alkohol, Zigaretten, Tabletten, Illegale Drogen, Telefonate über 5 Minuten, Treffen mit Freunden, Sex mehr als 3xdie Woche, …

 

Diese Aktivitäten regen Endorphine, Zucker, Hormone in unseren Rezeptoren, Synapsen, Zellen an und führen zur Zellteilung in Suchtzellen. 40.000 bis 50.000 Gehirnzellen Verlust pro Rausch, z. B. Harald Junke, Udo Lindenberg, Amy Winehouse…

 

Die Auseinandersetzung mit dem Missbrauch von Nikotin, Koffein, Medikamenten, legalen wie illegalen Drogen und die Freizeit- wie Arbeitssüchte sowie die Folgen sind zu einer vorrangigen gesundheits- und gesellschaftlichen Aufgabe für alle geworden.

Heute haben auch in Europa alle möglichen Arten von Süchten und immer neue Gebräuche selbst in den kleinsten Gruppierungen unserer Gesellschaft - die Familie - Einzug erhalten, nichts ist beständig, wir düsen ohne Orientierung in Sauseschritt in die Bindungslosigkeit und Sucht.

 

"Ich kauf mir was, kaufen macht so viel Spaß, ich könnte ständig kaufen gehen, kaufen ist wunderschön..." singt H. Grönemeyer in seinem Lied zum Thema Konsumlust und Schuldenlast. Jugendlichen sind die stärksten Konsumenten unserer Gesellschaft. Eine ganze Generation in Kaufrausch auf Pump verführt durch gigantische Campagnen der Industrie und Werbung. Kinder sind eine finanzkräftige Zielgruppe mit einem Budget von mehr als 10 Mrd. € pro Jahr. 1/4 der Bundesdeutschen Haushalte leben auf Pump.

 

Der Alltag wird in unserer schnelllebigen Gesellschaft zunehmend durch elektronische Medien bestimmt. Sie dienen nicht nur der Information, der Kommunikation und Unterhaltung, sondern leider auch der Einsamkeit, Isolation und der Sucht. Die Probleme sind nicht nur auf der Drogenszene draußen gefährlich, auch im Internet sind sie vielfältig im eigenen Wohnzimmer oder Kinderzimmer, vor allem nachhaltig. Verrohung, Spielsucht, Bindungsstörungen, Entfremdung können die Folgen sein.

 

Medien sind auch pädagogisch wertvolle Miterzieher oder gar Sozialisationsinstanzen. Sie beeinflussen inzwischen neben Familie, Freundeskreis, Schule und Freizeitbereich am stärksten die Wertvorstellungen und Verhaltensweisen unsere Kinder und Jugendlichen. Während wir früher schrittweise mit Maschinen vertraut gemacht worden sind und stets Alternativen dazu parat waren, beherrscht heute die Technik den Menschen von Anfang an. Und wehe das Stromsystem oder das Netzwerk fällt zusammen, dann regelt sich gar nichts mehr.

 

Es gehört deshalb zu den grundlegenden Erziehungs- bzw. schon Sozialisationsaufgaben, Kinder und Jugendliche zu einer sachgerechten und umsichtigen Technik- bzw. Mediennutzung zu befähigen. Auch diese Kompetenzen müssen, wie das Überleben im Straßenverkehr oder das Lesen und Schreiben oder Essmanieren erlernt werden. Während wir einiges in engster Familie von klein auf in der Versorgung beigebracht bekommen, ist es beim Umgang mit der Technik oder mit den Medien, nicht so. Nicht alle Eltern beherrschen und begreifen die Gefahren im Internet. Handy, Computer, Internet, PC-Spiele, eBay sind der älteren Generationen z. B. ab 60 eher unbekannt, ab 50 z. T. noch fremd oder unheimlich, während in der Altergruppe 12-19 Jahren nur 0,01 Prozent der Jugendlichen in der Bundesrepublik nichts damit anfangen können.

 

Laut Shell-Internet-Forschungsstudien der letzten beiden Jahre sind 82 Prozent der Haushalte in Deutschland mit einem PC oder internetfähigen Handy ausgestattet. 64% der heutigen 12-18-Jährigen sind täglich im Internet oder tauschen sich in Chats aus. Das heißt sind teilweise bis zur 4 Stunden am Tag in einer virtuellen Welt unterwegs. Wenn es nach Altersgruppen differenziert betrachtet wird, sind unsere 14-18-Jährigen täglich 7,5 Stunden am PC oder am Handy zugange (aber nicht für die Schule!) – das ist fast ein normaler Arbeitstag. 

 

Getrennt nach Geschlechtern sind 68% der Jungs „On-line“-Spieler, während nur 34% der Mädchen, dafür sind 77% der Mädchen zwischen 14-18 Jahren am Chatten, während nur 53% der Jungs im gleichen Alter im Chat kommunizieren.  58% haben dabei schon sowohl am PC, wie auch auf dem Handy, anonyme sexuelle oder Gewaltandrohende Belästigungen erlebt.

 

Sogenannte Infos die politisch, vor allem rechtsradikal motiviert sind, kommen genauso häufig vor wie Belästigungen mit sexuellem Inhalt, immerhin bejaht jeder 2. Jugendlicher, dass er ohne Anforderung damit belästigt worden zu sein.

 

Besonders auffällig, 54% der 14-18-Jährigen geben an, regelmäßig, von unerlaubten, also kriminell abgeladene, Dateien zu profitieren.

 

28% der 14-18-Jährigen haben mehrfach Verherrlichung von Magersucht, selbst verletzendes Verhalten oder gar Suizid, teilweise mit genauen Anleitungen, aus dem Internet abgeladen, um sie zu benutzen. Jeder 5. Bundesbürger leidet unter Essstörungen, besonders betroffen sind Frauen im Alter von 14-40, z. größten T. mit Diätanleitungen aus dem Internet oder Werbung.

 

Onlineuntersuchungen zum Thema Suizid bei Jugendlichen zeigen, dass jeder 4.  16-18- Jährige sich schon mal eine Anleitung zum Selbstmord heruntergeladen hat. Rund 10 000 Menschen sterben jährlich in Deutschland durch Selbstmord. Darunter waren in den letzten 4 Jahren durchschnittlich 600 junge Menschen unter 25 Jahren.

Das Signal dieser Gesellschaft ist, für alle Probleme gibt es eine Lösung, ob Pillen, Internet oder Arbeit, wenn Du es aber nicht findest, dann, bist du raus (Außenseiter)!

 

Wir haben in der Bundesrepublik nach den letzten Berichten der Drogenbeauftragten über 5 Millionen registrierte Bundesbürger, die Stoffabhängig im Gesundheits- und Jugendhilfesystem behandelt werden müssen. Über 2000 Drogentote im Jahr, mit wieder steigenden Zahlen im letzten Jahr. Zwar geht die Anzahl der Raucher zurück, aber nicht die Zahl der Personen, die wegen Lungenkrankheiten behandelt werden müssen. Auch der Zahl der Jugendlichen, die Koma-Saufen, Kiffen oder Heroinabhängig sind, sinkt, aber dafür werden die Opfer immer jünger. Wenn wir die nur geschätzte Dunkelziffer der Spiel-, Kauf-, Medien,- Tabletten,- Ess-, Nikotin-, Kaffee-, Alkohol- und Drogen-süchtigen zusammenführen, kommen wir auf die Zahl von fast 22 Millionen Menschen!  Natürlich ist Cannabis ein uns schon lange bekannter Heilpflanze, aus der industriel viele Sachen schon früher hergestellt worden sind, von Anziehsachen bis hin zu den Medikamenten. Fast alle Drogen sind ursprünglich Heilmittel gewesen und als solche helfen sie heute noch, wenn sie sachgerecht angewendet und nicht zum Rausch benutzt werden.

 

Oft geht es nicht nur um Familienprobleme, es geht auch um Liebesentzug, Liebeskonflikte, um Schul- und Leistungsprobleme, um Abhängigkeiten, Süchte, Schulden, Kriminalität, Erpressungen und Erniedrigungen auch ganz öffentlich, übers Handy oder im Internet am Pranger zu stehen, sich zu schämen, zu blamieren…

 

Es fehlt an Halt und Konfliktfähigkeit in unseren Familien. Wobei es „die Familie“ kaum noch gibt. Jede 3. Ehe in Deutschland wird geschieden, in Großstädten sogar jede 2. Wenn schon Erwachsene ihre Konflikte nicht gemeinsam lösen können, wie sollen das Kinder und Jugendliche lernen bzw. tun? Wir leben in einer schnelllebigen Leistungsgesellschaft, in den Bindungen, Beziehungen nicht von Kontinuität, sondern von Egoismus und Brüchen geprägt sind. Es fehlt an Begleitung, an Kontinuität und konstruktiven Vorbildern. Wie es so schön in einer der Überschriften im Report Psychologie hieß, „Selbstmord ist die Abwesenheit der anderen!“ Wir haben Schulen, die Bildungsstätten sind, aber sich zu wenig als pädagogisches Feld für Wachstum, Entwicklung und Sozialisation, auch im Sinne von Normen und Wertevermittlung, verstehen.

 

Laut Untersuchungen in den letzten Jahren zu Amokläufen von Jugendlichen aus Japan, USA, England, Frankreich und Deutschland, erhöht sich die physiologische Erregung bis zur Verzweifelung und Affekt, aggressive Gedanken wie Verhalten parallel mit der Verminderung von Hilfeverhalten oder Verständnis bzw. Interesse von außen. Die Betroffenen haben sich zum größten Teil völlig zurückgezogen, isoliert und lebten nur noch in einer Scheinwelt, aufrechterhalten durch Gewaltspiele, Actionfilme, Pornos. In einer virtuellen Welt voller Aggressionen und Hass.

Junge Menschen im Übergang zwischen Kindheit und Erwachsensein sind auf der Suche nach ihrer ganz persönlichen Identität. Dabei ist es für den Großteil dieser Jugendlichen von größter Bedeutung, dass sie Beachtung finden und nicht übersehen werden. Leider werden sie nicht nur mit Egomanen Konfliktbewältigungstrategien der Erwachsenen aus dem Feld der Aufmerksamkeiten geworfen, sondern gar nur noch mit negativer Aufmerksamkeit belegt, wenn überhaupt wahrgenommen. So entsteht eine Verhaltenskette, die lieber über negative Aufmerksamkeit die Erwachsenen dazu zwingt sich mit ihnen zu beschäftigen als gar nicht. Senioren ergeht es ähnlich, auch sie werden ausgegrenzt und gerne abgeschoben, obwohl sie oft noch eine tragende Säule der Gesellschaft sein können bzw. als Solidaritätsträger längst ihre Beiträge geleistet haben. Hartz 4 bzw. Altersarmut, Groll auf Flüchtlinge und Vereinsamung vor dem Fernseher sind die Symptome. Es gibt nur noch Zeitarbeitsverträge, ich bin schon ein Dino mit meinen 25 Arbeitsjahren in der Therapiehilfe e. V. (davon 20 Jahre Leitung des COME IN!).

 

62% der Selbstdarstellungen in TV-Shows oder Soaps, die von 15-40-Jährigen gesehen werden, haben Probleme bzw. gescheiterte Existenzen oder gewalttätige Übergriffe zum Thema. 77% der Senioren verbringen mit Serien und Werbesendungen mit bis zur 6 Stunden am Tag mehr Zeit vor der Glotze als mit ihren Angehörigen am Tag!

Mit Sexsucht hat ein Sender eine deutlich höhere Zuschauerquote als mit Geo oder anderen wissenschaftlichen Sendungen. um gar nicht von Liebesfilmen zu sprechen...

 

Auf die vielschichtigen Probleme, die junge Menschen in der Phase ihrer Initiation, also beim Erwachsen werden zu bewältigen haben, sind sie nur unzureichend vorbereitet. Neben der biologischen Reifung sind sie, insbesondere mit den Schwierigkeiten der sozialen Integration und so umfassenden persönlichen Entscheidungen wie Ausbildung, Beruf, menschliche Interaktion ihrer Freizeit - beschäftigt sowie mit der Ablösung von einem, nicht mal richtig vorhandenen, Elternhaus. Das ist so ähnlich, als ob Sie gleichzeitig hier und jetzt, beschließen würden, sich vom Partner zu trennen, zuhause bei Mama wieder einzuziehen, sich ein neues Auto zu kaufen und ihren Job zu kündigen, darauf kann nur Depression, Sucht, Burnout oder eben Gewalt folgen, oder?

 

Jeder Mensch muss eine ausreichende emotionale Sicherheit und eine zuverlässige Versorgung in seiner Kindheit erleben, um Schritt für Schritt in einer stetigen Entwicklung seiner Persönlichkeit auf- und später ausbauen zu können. Wird diese basale Versorgung in der Kindheit generell in allen Bereichen nicht geboten, wird das Kind und später der Jugendliche oder auch der Erwachsene primär immer auf der Suche nach Sicherheit, Dazugehörigkeit, Versorgung und Anerkennung sein. Erst bei den Mitmenschen, dann in Aktivitäten, dann im Risiko und auch in Stoffabhängigen Süchten oder eben als Workoholiker, bzw. Zuwendungssüchtiger. Gesellschaftliche, wie persönliche Hilfe muss Halt und Entwicklungsraum bieten, wo der Mensch angemessen mit seinen Bedürfnissen im Vordergrund steht. Jung und Alt brauchen viel Aufmerksamkeit und Respekt statt Einsamkeit bzw. Ausgrenzung. Dies gilt selbstverständlich auch für Migranten, Flüchtlinge und ausländische Mitbürger egal welcher Religion, Sexzugehörigkeit oder Hautfarbe. Wir leben z. Zt. in einer eher egoistisch orientierten Leistungsgesellschaft, in der bereits mind. die letzten zwei Generationen sich narzisstisch entwickeln, kaum konfliktfähig sind und sehr schnell sich aus der Verantwortung ziehen bzw. gar nicht erst Eigen- und Mitverantwortung übernehmen.

 

Die Folgen von jeder Art von Sucht sind zwar abhängig von Persönlichkeit, sozialer Integration, Dauer und Umfeld – verschieden. Der Verlauf ist immer gleich:

 

Kontrollverlust

Aufgabe jeglicher Interessen

Verlust von sozialen Kontakten

Konflikte in der Familie und Partnerschaft

Zerrüttung aller Beziehungen und Bindungen

Leistungsstörungen und Leistungsverlust, Arbeitslosigkeit

Persönlichkeitsstörungen

Erkrankungen

Wohnungsverlust, Heimatverlust

Schulden, Kriminalität

Ggf. Suizidalität

 

 

Tipps oder Klosprüche zum Aufhängen Zuhause bzw. im Büro:

 

Sein Sie mit ihren Mitmenschen, mit Ihren Kindern und Angehörigen im Gespräch über ihre Erfolge, Nöte, Gedanken und Gefühle.

 

Nehmen Sie alle Anliegen, Fragen und Ideen ernst, auch bei Kindern und Jugendlichen. Versuchen Sie Fragen wie Irrtümer gemeinsam zu klären.

 

Es werden Hilfestellungen von uns erfragt, die wir nur geben können, wenn wir die Hintergründe, Lebensgewohnheiten und das Umfeld des anderen kennen und verstehen. Deshalb müssen sich auch Eltern, Angehörige und erst recht Erwachsene, die mit Menschen arbeiten, auch im Thema auskennen um helfen zu können.

 

Mischen Sie mit, stellen Sie gemeinsame Normen und Werte für den Umgang miteinander und mit der Technik auf, deren Einhaltung von allen Seiten auch überprüfbar und verbindlich sein sollte.

 

Informieren Sie sich bei ihren Angehörigen und KollegInnen, wie die Thematik Handy, PC, Fete, Ausgang, Fremdübernachtung, Alkohol, Nikotin, Sex gesetzlich und bei anderen in Ihrem Umfeld gehandhabt wird. Damit kann ein offener Austausch darüber stattfinden.

 

Kompetent heißt nicht verbieten, sondern diskutieren und gemeinsam regeln.

Sicherheit heißt nicht Kontrolle, sondern Offenheit und Überprüfbarkeit bzw. ggf. Unterstützung, also Anteilnahme.

 

Probleme besprechen und gemeinsam einen Umgang damit finden.

 

Sie können misstrauisch sein, aber prüfen Sie sich auch selbst, ob Sie ein gutes Vorbild sind. Regeln sollten gemeinsam entwickelt, aufgestellt und einhalten werden. Fahrradfahren muss auch im Straßenverkehr gelernt sein, das gilt auch z.B. für das Chatten. Unterstützen Sie kritisches Denken, Fragen und Tun, indem Sie sich dem Thema stellen und darüber offen Reden.

 

Grundlage sollte in allen Belangen eine freiheitliche demokratische Grundordnung sein, mit Achtung und Anerkennung, statt platten Verboten oder Geschrei.

Information und Vertrauen führen eher zur Aufklärung und Emanzipation.

 

Wenn Sie selbst Nichtwissend sind, holen Sie sich Hilfe. Vom Ihrem Kind erwarten Sie auch, dass es das tut. Für bereits suchtkrank Betroffene, sind Therapeutische Gemeinschaften mit strukturierten Regeln eine Lösung.

Die Familie (soweit vorhanden), Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen, Institutionen, Psychologen, Psychotherapeuten, Pädagogen, Ärzte und alle Arten von Therapeuten, können Ihnen weiterhelfen!

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